Gastkolumne | 20.07.2021

Von Sternen und Sterninnen

«Gendern» sorgt vielerorts für rote Köpfe. Etwas mehr Toleranz (wofür das Sternchen ja wirbt) und Pragmatismus würden helfen, zur üblichen Gesichtsfarbe zurückzufinden.


Spätestens seit Frankreich die gendergerechte Schriftsprache an Schulen verboten hat, ist der Streit um die «inklusive Schrift» wieder entbrannt. Gendern schade der Sprache, spalte die Gesellschaft und leiste dem Feminismus einen Bärinnendienst, argumentieren die einen. Gendergerechte Sprache sensibilisiere für die Vielfalt der Gesellschaft und mache nur Formulierungsvorschläge, entgegnen die anderen. Diese Vorschläge reichen denn auch von den berühmt-berüchtigten Sternchen, Doppelpunkten oder Unterstrichen über die «vollständige Beidnennung» bis hin zur «geschlechtsneutralen Umformulierung».


Wenn ich am SMI unterrichte, streife ich auch das Thema «Texten fürs Web». Weil die User im Internet nicht lesen, sondern nur scannen, sollen Autoren einen webgerechten Sprachstil verwenden: kurz, einfach, klar. Das Setzen von Sternchen oder Beidnennungen läuft diesem Bemühen meines Erachtens diametral entgegen: Nicht nur werden Texte so unleserlich und länger, sondern zum Teil auch für Screenreader unlesbar, schliessen also Menschen mit einer Sehschwäche aus. Ich rate meinen Studentinnen daher, im Impressum der Website einen Hinweis auf die Verwendung der inklusiven Schrift zu machen. Und auf den Seiten nach Möglichkeit abwechselnde Geschlechtsbezeichnungen zu verwenden. Wie es dieser Text auch tut.


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